Das zweite Poem in Olga Martynovas großartigen Gedichtband Von Tschwirik und Tschwirka, der in diesem Jahr im Verlag Droschl erschienen ist, heißt Wwedenskij und bezieht sich auf eben jenen Oberiuten, der 1941 auf einem Gefangenentransport starb. Er wurde 1904 in St. Petersburg geboren. Kaum eines seiner Werke ist ins Deutsche übertragen wurden. Dank der Friedenauer Presse konnte ich mir aber dieses Heftchen besorgen.
Alexandr Vvedenskij
EINE GEWISSE ANZAHL GESPRÄCHE UND ZWEI GEDICHTE
Deutsch von Peter Urban (1987)
darin Folgendes:
8 Gespräch der Kaufleute beim Bademeister
Zwei Kaufleute irrten durch das Schwimmbecken, in dem kein Wasser war. Der Bademeister aber saß unter der Decke.
ZWEI KAUFLEUTE wie Stiere die Köpfe gesenkt Im Becken ist kein Wasser. Ich bin außerstande zu baden. Ach.
BADEMEISTER
Öde ist mein Dasein hier:
Ich sitz wie eine Eule unterm Dach
Der Dampf von Baden heute
Luft – ein Stier
Steht über jedem Bottich, tanzt.
Ich bin ein Nebelschwaden
Dunkels Beute
Werd ich wahrscheinlich ganz.
Die Öfen flackern,
Kerzen blaken,
Der Dampf faucht mitleidslos entfacht.
Auf nassen Balken
Gelblich blasse Backen,
Für eine neue böse Schlacht
Wird schon der Aufguß angemacht.
Zur Birkenrute,
Greif, dich spute,
Den Finger übermannt die Gier.
Im Nebel wühlen
Pfeifen, brüllen
Der Vater, Reiter und das Tier.
Der Dampf – besoffner Bettler überm Ofen
Im gottlos finsteren Asyl,
Wo von den Fratzen der Ganoven
Die Leichenwolke flog und fiel.
ZWEI KAUFLEUTE die Köpfe erhoben gleichsam verstummt Gehn wir zu den Frauen. Hier bin ich außerstande zu baden.
BADEMEISTER sitzt unter der Decke, beinahe eine Bademeisterin
Göttinnen
Tretet ein voll Glanz
Der Himmel
Erstarrt
Starrt in Distanz
…